Viele Epilepsien haben ihren Ursprung in einer umschriebenen Region des Gehirns. Häufige Ursachen für Epilepsien sind Narben, Fehlbildungen des Gehirns, Gefäßmissbildungen, oder gutartige Tumoren (Abbildung 1).
Abbildung 1: Vier typischerweise zu Epilepsien führende Hirnveränderungen (sogenannte Läsionen): A: Ammonshornsklerose; B: Gangliogliom; C: Dysembryoplastischer Neuroepithelialer Tumor; D: Cavernom. Mit Ausnahme des Cavernoms sind alle anderen Befunde bei Patienten ohne Epilepsie sehr unüblich und werden daher oft verkannt.
Spätestens, wenn sich im Verlauf der Erkrankung herausstellt, dass die Anfälle nicht hinreichend durch Medikamente zu kontrollieren sind, sollte bei einem Epilepsiepatienten eine hochauflösende bildgebende Untersuchung des Gehirns durchgeführt werden, um die Ursache zu erkennen. Die Kernspintomographie hat sich wegen der besseren räumlichen Auflösung und Kontrastdarstellung gegenüber der Computertomographie allgemein als Methode der Wahl zur Untersuchung von Epilepsiepatienten durchgesetzt. Aber auch innerhalb der Kernspintomographien ergeben sich sehr große Unterschiede. Diese liegen:
- in der Magnetfeldstärke des Gerätes
- in der Verwendung spezieller Protokolle
- in der Verwendung einer computerisierten Nachbearbeitung der Aufnahmen
Der heutige Goldstandard der Magnetfeldstärke liegt bei 3 Tesla. Ältere Geräte mit 1,5 Tesla werden noch häufig eingesetzt, erlauben aber weniger präzise Darstellungen z.B. des Übergangs vom Hirnmantel (Kortex, graue Substanz) zum Marklager (weiße Substanz) (Abbildung 2). Geräte mit einer Magnetfeldstärke von 1,0 oder 0,5 Tesla sollten wegen einer mangelhaften Auflösung nicht mehr für Epilepsiepatienten verwendet werden.
Abbildung 2: Vergleich der Bildschärfe bei 1,5 (A) und 3,0 Tesla (B) (selber Patient; zu sehen ist eine Polymikrogyrie, also eine Hirnaufbaustörung).
Viele Kernspin-Untersuchungen werden in nicht auf Epilepsiepatienten spezialisierten Praxen durchgeführt. Die verwendeten Untersuchungsprotokolle („Sequenzen“) sind daher häufig nicht auf die Besonderheiten von Epilepsiepatienten abgestimmt. Hierdurch ist die Sensitivität für epileptogene Läsionen deutlich eingeschränkt (Abbildung 3).
Abbildung 3: Bei diesem Patienten wurde eine umschriebene Hirnrindenfehlbildung (fokale kortikale Dysplasie Typ IIB) auf Standard-MRTs übersehen (A1,2). Erst die hochauflösenden Kernspinbilder mit 1mm-Schichten (B1,2) zeigten klar die Läsion.
Durch die Ruhr-Epileptologie wurde ein international akzeptiertes Epilepsieprotokoll für ambulante Epilepsiepatienten entworfen und publiziert. Es kann auf jedem 1,5 und 3 Tesla MRT-Scanner angewendet werden. Fragen Sie Ihren Radiologen, ob er statt des „Standard-Hirn-Programms“ bei Ihnen dieses epilepsiespezifische Protokoll anwenden kann.
Ein zusätzlicher Gewinn an Information kann gewonnen werden, wenn die Kernspinbilder computerisiert nachbearbeitet werden.