Warum Schlauchmagen?
Was ist mit einem Magenballon bzw. Magenband oder sogar Magen-Bypass?
In Abwägung aller Vor- und Nachteile scheint der Schlauchmagen zur Zeit aus meiner Sicht das Verfahren der Wahl für die allermeisten Patienten zu sein.
Der Magenballon ist definitiver Unsinn, da er nach einem halben Jahr entfernt wird und in der Regel bis dahin keine wirklich zufriedenstellende Gewichtsreduktion erreicht wurde.
Das Magenband kann funktionieren, erfordert allerdings eine hohe Compliance. 30 bis 50 % der Magenbänder müssen im Verlauf von zehn Jahren wieder entfernt werden. Dann wird eine erneute Operation notwendig.
Der Magen-Bypass ist grundsätzlich eine gute Operation, bringt jedoch eine Menge Probleme mit sich, da z. B. der Magen nicht mehr endoskopisch untersucht werden kann. Ferner besteht das Risiko eines Dumping-Syndroms.
Wie viele Schlauchmägen werden bundesweit im Jahr gelegt?
In den letzten Jahren wurden bundesweit knapp 20.000 Schlauchmagen-Operationen dem zentralen Register gemeldet. Darüber hinaus noch eine Anzahl von Operation, die in Privatkliniken, etc. durchgeführt wurden. In Recklinghausen liegt die Zahl an Schlauchmagenoperationen mittlerweile bei über 500 im Jahr.
Wann wurde der erste Schlauchmagen im Rahmen einer Adipositas-OP gelegt?
Der Literatur nach im Jahre 2002 durch Michel Gagner (siehe Wikipedia).
Schlauchmagen-Vorteile?
Der Vorteil besteht sicher darin, dass endoskopisch der obere Magen-Darm-Trakt vollständig untersucht werden kann. Es bestehen keinerlei Einschränkungen im Hinblick auf die Resorption von Vitaminen und Mineralien. Die Operationstechnik ist in hohem Maße standardisiert und die Komplikationsraten liegen weltweit unter denen der Magen-Bypass-Operation.
Hat eine Schlauchmagen-Operation positive oder negative Auswirkungen bei M. Crohn?
Bei M. Crohn verbietet sich eine Magen-Bypass-Operation! Eine Schlauchmagen-Operation ist problemlos möglich. Es kann davon ausgegangen werden, dass zumindest kein nachteiliger Effekt eintritt.
Wie hoch ist die Gefahr tatsächlich bei oder nach der Operation zu sterben und was kann man tun, um das Risiko zu senken bzw. was darf man gar nicht (Rauchen)?
Das Risiko, an einem adipositaschirurgischen Eingriff wie einer Schlauchmagenopera-tion während der Operation zu versterben, beträgt annähernd Null Prozent. Wir haben dies bei jetzt über 1000 Patienten noch nicht erlebt. Natürlich gibt es Fälle, bei denen es bei einer relativ einfachen Operation z. B. zu einem Herzinfarkt kommt. Das Risiko liegt aber bei etwa 1:10000. Eine schwere Komplikation nach einer Operation (Leckage, Blutung) tritt in etwa 0,3% der Fälle auf. Hier hat dann eine Bauchfellentzündung auch schon einen Todesfall zur Folge gehabt.
Darüber hinaus hatten wir zwei Patienten, die infolge eines Herzinfarktes und/oder einer Lungenembolie in den ersten Tagen nach der Operation verstorben sind.
Eine Patientin (Raucherin und Diabetikerin) hat am Entlassungstag in der Raucherecke einen Herzinfarkt erlitten und ist daran letztlich auch verstorben.
Muss man bei der Schlauchmagen-Operation durch die Vagina in den Bauchraum?
Nein, man muss nicht. Wir gehören allerdings zu den wenigen Zentren weltweit, die auch die transvaginale Operationstechnik durchführen. Die Technik eignet sich allerdings nur für Patientinnen mit einem BMI bis 45. Die Bergung des Resektates ist transvaginal sehr einfach möglich. Es fehlen allerdings noch geeignete Instrumente, um über den transvaginalen Zugang im Oberbauch operieren zu können.
Ist ein vaginaler Eingriff (transvaginale Resektatbergung) bei einer Schlauchmagen-OP auch während der Menstruation möglich?
Nach Möglichkeit sollte der transvaginale Zugang nicht während der Menstruation
erfolgen.
Bis zu welchem Alter werden Schlauchmagen-Operationen durchgeführt?
Die Leitlinie für Adipositaschirurgie empfiehlt eine Altersgrenze von 65 Jahren. In speziellen Kliniken (z.B. Exzellenzzentren) können entsprechend der Indikatoren auch ältere Patienten operiert werden. Unsere älteste Patientin war 76 Jahre alt.
Ab welchem Alter kann man operiert werden?Grundsätzlich operieren wir unabhängig vom Alter. Letztlich kommt es natürlich auf das biologische Alter bzw. das Risikoprofil an. Bei Jugendlichen unter 18 Jahren nehmen wir die Operation nur vor, wenn die Indikationsstellung in einer entsprechend versierten Einrichtung erfolgte.
Wie lange kann man mit einem Schlauchmagen leben?
Gibt es schon Langzeit-Studien?Langzeit-Studien gibt es nicht, da die ersten Schlauchmagen-Ops vor etwa 10 Jahren erfolgten. Man darf aber getrost davon ausgehen, dass die Lebenserwartung durch die Operation nicht sinkt, sondern steigt!
Kann es bei einem Schlauchmagen zu Dumpings kommen?
Vom Prinzip her nicht. Es wurden allerdings Dumping-ähnliche Symptome beschrieben, Die Ursache ist letztlich unklar.
Gibt es überhaupt ein Dumping oder hat man einfach nur zu viel oder das Falsche gegessen? Gibt es ein Dumping tatsächlich nur beim Bypass?
Das Dumping-Syndrom entsteht durch die Nahrungspassage direkt in den Dünndarm. Diese Nahrungspassage in den Dünndarm ist nur bei dem Bypass gegeben und nicht beim Schlauchmagen.
Kann ich jemals wieder normale Portionen essen?
Großvolumige Portionen sollten es definitiv nicht sein.
Warum darf man nicht gleichzeitig essen und trinken?
Diese Empfehlung gilt für alle apositaschirurgischen Eingriffe. Feste Nahrung führt einfach zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und vor allem zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl. Reine Flüssigkeit verlässt auch den Schlauchmagen ziemlich rasch und führt zu keiner Sättigung.
Die meisten bekommen Gallensteine durch die Umstellung und die große Gewichtsabnahme. Wie ist es mit denen, die schon vor der Operation keine Galle (Gallenblase) mehr hatten?
Wie reagiert der Körper dann? Muss dann etwas beachtet werden?
In mehr als 99% der Fälle ist die Gallenblase der Ort der Entstehung von Gallensteinen! Bei entfernter Gallenblase ist es allerdings sehr unwahrscheinlich, dass sich jemals im Leben nochmal Gallensteine bilden, grundsätzlich ist dies allerdings möglich!
Kommt es zu Oberbauchbeschwerden, insbesondere auf der rechten Seite, muss man natürlich auch an diese Möglichkeit denken und entsprechende Untersuchungen (Laborwerte, ERCP) vornehmen. Gott sei Dank sind diese Untersuchungen (ERCP) nach einer Schlauchmagenbildung möglich. Diese Möglichkeit besteht nicht bei der Magen-Bypass-Anlage.
Warum können Gallensteine nach der Gewichtsreduktion auftreten?
Die Gallenflüssigkeit ändert sich in der Phase der starken Gewichtsreduktion in ihrer Zusammensetzung. Dadurch können eher Gallensteine entstehen. Diese Phase geht einher mit der starken Gewichtsabnahme. Im Verlauf ist hier das Risiko nicht mehr erhöht.
Warum wird die Galle nicht automatisch mitentfernt, da doch eine 50:50-Chance besteht, damit Probleme zu bekommen?
Das Risiko einer Gallensteinbildung nach der Operation liegt vielleicht bei 10 - 20%. Nach massiver Gewichtsabnahme ist dann die Gallenblasenoperation deutlich einfacher als während der Schlauchmagenoperation. Da die Gallenblasen-Entfernung immer ein zusätzliches Risiko darstellt, wird diese nur bei einer relativ geringen Anzahl von Patienten primär mitentfernt.
Muss ich wieder mehr essen, um mein Zielgewicht halten zu können?
Sie sollten definitiv kein Untergewicht anstreben! Bei einem BMI unter 25 muss man sicher aufpassen und hier ggf. auch die Nahrungsmenge bzw. die Frequenz erhöhen. Hierzu müssen sie zur Ernährungsberatung.
Darf ich jemals wieder Alkohol trinken?
Laut aktueller Studienlage steigt der Blutalkoholspiegel nach einem alkoholischen Getränk stärker an als bei nicht-operierten Patienten. Nach der Aufnahme eines Probegetränkes mit 0,5 g pro kg Körpergewicht stieg nach 5 Minuten der Blutalkohol bereits auf 1,1 Promille. Die höheren Alkoholwerte setzen nicht nur die Fahrtüchtigkeit herab. Die rasche Anflutung erfüllt auch die Kriterien des Binge-Trinkens, das ein Risikofaktor für eine Abhängigkeit ist. Bitte beachten Sie zudem, dass Alkohol eine hohe Energiezufuhr (Kalorien) liefert und die Fettverbrennung blockiert.
Wie ist es mit dem Sodbrennen nach der Operation?
30% aller Menschen leiden unter Sodbrennen. In vielen Fällen verschwindet dieses nach einer Gewichtsreduktion bzw. Ernährungsumstellung. In einzelnen Fällen beheben wir bei der Operation auch die Ursache des Sodbrennens (Zwerchfellbruch). Dies ist allerdings nicht immer möglich. In einigen Fällen ist dies wiederum nach einer starken Gewichtsreduktion erforderlich. Im eigenen Patientengut sehen wir allerdings nur wenige Patienten mit einem hartnäckigen Sodbrennen. Hier kann dann eine Umwandlungsoperation zum Magenbypass im Verlauf erforderlich werden.
Wir nehmen je bei der Schlauchmagenoperation praktisch immer eine Übernähung im oberen Anteil vor. Diese Übernähung nimmt wahrscheinlich einen positiven Einfluss,
d. h. dadurch wird das Sodbrennen weitestgehend verhindert.
Wäre es schlimm, wenn ich nach der dritten Woche nach der Operation anfange, ab und zu Wassermelone zu essen, wenn ich die Suppen usw. nicht mehr sehen kann?
Hier liegen Ihnen ja Ernährungsempfehlungen vor. Im Prinzip spricht nichts dagegen, wenn es, wie von Ihnen gesagt, nur ab und zu der Fall ist.
Wieviel Magenvolumen hat man vor der Operation?
Vor der Operation dürfte das Magenvolumen mindestens 1 - 1,5 l betragen. Maximal große Mägen erreichen sicher ein Volumen von 4 und mehr Litern.
Sind die Schlauchmägen alle gleich groß?
Wir verwenden bei der Operation einen sogenannten Kalibrierungsschlauch, d. h. es wird eine dicke Magensonde (Charrière 32) gelegt, diese dient uns als Maßstab bei der Magenverkleinerung. Im Normalfall, und dies gilt für 90 % der Operationen, wird dadurch der Schlauchmagen mit einer geringen Schwankungsbreite gleich groß sein. Abweichungen ergeben sich bei sehr schwierigen lokalen Verhältnissen.
Warum können einige wenige doch wesentlich mehr essen als andere (100 ml)?
Wie groß ist das Volumen des Schlauchmagens?
Die Angaben hinsichtlich des Sleeve-Volumens (100 ml) darf man nicht als absolut betrachten. Während der Operation werden zwar die 100 ml bei der Dichtigkeitsprüfung eingebracht, damit ist allerdings nicht das Sleeve-Volumen wirklich exakt vermessen. Dazu besteht auch keine Möglichkeit. Entsprechend gibt es von vornherein Abweichungen davon, und im Verlauf hängt natürlich alles von den Ernährungsgewohnheiten ab! Der Sleeve ist eben ein lebendiges Organ und damit leider auch anfällig für Volumen-Belastungen.
Warum haben manche Patienten nach der OP immer noch ein Hungergefühl und manche nicht?
Wir Adipositas-Chirurgen und Wissenschaftler wissen zwar ziemlich viel, aber letztlich nicht alles! Eine definitive Antwort gibt es dazu nicht.
Warum handeln Krankenhäuser unterschiedlich, z. B. was den Nahrungsaufbau nach der Operation angeht?
Es gibt hier keine Vorschrift, sondern letztlich nur Erfahrungswerte. Unsere Erfahrungen umfassen ja mehr als 1000 Schlauchmagen-Operationen. Daher wir können sagen, dass unsere Empfehlungen in den allermeisten Fällen ausreichend sind, angenommen werden und zum Erfolg führen.
Kann ich trotz Schlauchmagen wieder zunehmen?
Leider kann man nach jedem Adipositas-chirurgischem Standard-Eingriff (Schlauchmagen, Magen-Bypass, Magenband) wieder zunehmen. Die sogenannte SOS-Studie publiziert z. B. im New England Journal of Medicine, belegt eindeutig, dass der raschen Gewichtsabnahme in den ersten 1 ½ Jahren im Durchschnitt eine langsame Gewichtszunahme über einige BMI-Punkte über einen Zeitraum von 10 Jahren folgt. Auch bei nichtoperierten Patienten zeigt sich ja mit zunehmenden Alter im Durchschnitt eine leichte Gewichtszunahme. Diese eher diskrete Gewichtszunahme ist unbedenklich. Problematisch sind allerdings echte „Rückfallsituationen“, wo es z. B. nach einer Gewichtsreduktion von etwa 70 % wieder zu einer Zunahme von 20 und mehr Kilogramm kommt. Soweit sollte es definitiv nicht kommen! Soweit sich eine solche Tendenz abzeichnet, muß die Ursache erforscht und ein neuer Therapieansatz gefunden werden.
Wieviel nimmt man ab mit dem Schlauchmagen und in welcher Zeit?
Nach jetzt 1000 Schlauchmagen-Operationen in Recklinghausen können wir anhand unserer Ergebnisse im Durchschnitt eine Reduktion des Übergewichtes von etwa 70 % prognostizieren, d. h. dass es eine Variationsbreite gibt. Dabei erreichen nicht wenige Patienten absolute Normgewichtigkeit (BMI < 26). Andere kommen einfach nicht soweit. Nur sehr wenige Patienten nehmen nur recht bescheiden ab. Hier wird dann, sofern gewünscht, ein Korrektureingriff notwendig. Die Gewichtsabnahme verläuft zunächst sehr schnell, nach etwa einem Jahr oder nach 18 Monaten, ist in etwa das Ende erreicht.
Warum wird auch nach der OP weiterhin die Teilnahme an einer SHG empfohlen?
Die Teilnahme an der SHG dient ja nicht nur dazu, eine Kostenzusage zu erhalten! Vielmehr ist die Teilnahme an der SHG ein Bestandteil des multimodalen Therapiekonzeptes, welches letztlich zeitlebens zur dauerhaft erfolgreichen Behandlung der chronischen Erkrankung Adipositas gehört. Im Rahmen der MDK-Begutachtung spielt gerade diese Erkenntnis eine wichtige Rolle. Die Probleme, die zum massiven Übergewicht geführt haben, sind mit der Operation ohnehin nicht komplett verschwunden!
Was kann man gegen Haarausfall nach der Operation tun?
Welche Mittel gibt es?
In der Phase der massiven Gewichtsabnahme, d. h. innerhalb der ersten 12 bis 18 Monate nach der Operation, ist häufig ein starker Haarausfall zu beobachten. Ganz offensichtlich hat dies mit den massiven Stoffwechselveränderungen zu tun, ohne dass ich exakt sagen kann, welche Veränderung hierfür verantwortlich ist. Hier kann ich nur darauf verweisen, dass unsere qualifizierte Ernährungsberatung auch auf diese Fragen eingeht. Möglicherweise können Multivitamine den Haarausfall reduzieren oder in einigen Fällen komplett vermeiden. Ich kann an dieser Stelle nur trösten und darauf verweisen, dass noch kein Patient eine Perücke benötigt hat.
Gibt es Lebensmittel oder Getränke, die nach dem Eingriff für mich lebenslang tabu sind?
Kohlensäurehaltige Getränke.
Ist es schlimm, mal einen Kaugummi zu verschlucken?
Unbedenklich.
Die gröbsten Fehler im Hinblick auf die Schlauchmagenbildung bestehen darin:
- Den Schlauchmagen als die Lösung aller Probleme ansehen.
- Die Komponenten des multimodalen Therapieprogrammes lediglich als Mittel zum Zweck (Kostenübernahme) zu betrachten.
- Die Ernährungsempfehlungen hinsichtlich Zusammensetzung und Menge
generell und insbesondere in den ersten Wochen außer Acht zu lassen.
Warum erfolgt die Schlauchmagenbildung auf 100 ml und nicht z. B. auf
500 ml?
In den Anfängen der Schlauchmagenoperationen wurde das Magenvolumen z. B. auf 500 ml reduziert. Es hat sich jedoch schnell gezeigt, dass mit dieser Schlauchmagengröße kein dauerhafter Erfolg im Sinne einer guten Gewichtsabnahme erreicht wird.
Wie kommt es dazu, dass sich später ein Schlauchmagen wieder ausdehnen kann?
Letztlich nur, indem durch volumenreiche Mahlzeiten Schritt für Schritt der Magen
überdehnt wird. Der Rückfall in alte Gewohnheiten ist der Anfang dieses Übels!
Daher gilt unbedingt, den Nahrungsempfehlungen zu folgen und insbesondere kohlensäurehaltige Flüssigkeiten zu meiden!
Warum kennen viele Hausärzte sich überhaupt nicht mit Schlauchmägen aus?
Darüber sollte man sich nicht wundern. Das ganze Thema Adipositas-Chirurgie ist ja wirklich noch nicht so flächendeckend bekannt. Hinzu kommt das immer noch relativ neue Verfahren „der Schlauchmagen“. Es sind allerdings doch schon viele Ärzte
informiert, schließlich organisieren wir ja reichlich Veranstaltungen zu diesem Thema. Ich hoffe, dass sich die Situation im nächsten Jahr durch einen Artikel im Ärzteblatt noch einmal deutlich verbessert.
Wie weit verbessert sich ein Diabetes mellitus nach der Operation?
In etwa 70 % der Fälle verschwindet der Diabetes derart, dass keine Medikamenten-Einnahme mehr erforderlich ist. Grundsätzlich gilt allerdings, dass man immer vorsichtig sein muss, und dass dieser Effekt auch nach fünf oder zehn Jahren wieder verschwunden sein kann. Eine gesunde Ernährung beugt einem erneuten Diabetes definitiv vor.
Hört das Abnehmen von alleine auf, wenn man sein Idealgewicht erreicht hat?
In aller Regel reduziert sich ja die Gewichtsabnahme Schritt für Schritt. Dazu sind ja die Nachsorge-Termine auch da und um die Dynamik der Gewichtsreduktion zu beobachten. Man sollte bitte nicht in einen „Schlankheitswahn“ verfallen.
Wie ist das mit diesen großen Abnahmemengen?
Hört das irgendwann auf?
Selbstverständlich hört es auf und dann wird auch die Gewichtsabnahme von Monat zu Monat geringer. Bedenken Sie, dass Sie am Anfang immer noch viel Energie benötigen, um Ihre Masse (z. B. Übergewicht von mehr als 150 kg) zu bewegen. Mit jedem
Kilogramm, dass Sie weniger bewegen müssen, benötigen Sie weniger Energie und aus dem Grunde nehmen Sie dann irgendwann nicht mehr ab.
Habe ich weiterhin Einfluss auf die Gewichtsabnahme?
Aber selbstverständlich. Beherzigen sie alle Ratschläge, dann wird alles gut verlaufen!
Hat man nach einer Magenoperation Anspruch auf eine Reha?
Nein, nicht unbedingt.
Welche Kliniken sind geeignet? Gibt es spezialisierte Einrichtungen?
Natürlich gibt es spezialisierte Kliniken gerade im Hinblick auf die Adipositas-Chirurgie. Nach jetzt 1000 Schlauchmagen-Operationen bei insgesamt 1500 adipositas-chirurgischen Eingriffen besteht hier natürlich eine enorme Expertise, die letztlich ja auch zur Zertifizierung als Referenzzentrum geführt hat.
Sollte man jedem anderen Arzt (Zahnarzt) sagen, dass man einen Schlauchmagen hat und ist es wichtig, dass er das weiß?
Zahnärzte sind keine Ärzte! Aber grundsätzlich ist es nicht wirklich erforderlich, so lange es nicht um ein spezifisches Bauchproblem geht.
Liegen bereits Langzeitstudien vor?
Wenn Sie unter Langzeitverläufe von mehr als 10 Jahren verstehen, dann gibt es diese natürlich noch nicht, da die ersten Operationen dieser Art 2002 vorgenommen wurden. Es hat dann noch einmal eine Zeit gedauert, bis die Eingriffe wirklich so standardisiert wie heute erfolgten. Es wird also noch einige Jahre benötigen, bis wir über echte Langzeitergebnisse von 10 und mehr Jahren berichten können.
Wer übernimmt die Nachsorge, z. B. bei Mangelerscheinungen nach der OP (z. B. Vitamin B12)?
Der Hausarzt oder im Zweifelsfall das Adipositas-Zentrum.
Muss ich gynäkologisch zur Nachsorge? Ergeben sich Komplikationen durch den vaginalen Operationszugang?
Gynäkologische Untersuchungen sollten wie üblich erfolgen. Nach transvaginalem Zugang haben wir noch nicht eine Komplikation diesbezüglich gesehen. Etwa 4 Wochen danach wäre sicher eine gynäkologische Untersuchung anzuraten, bei Beschwerden natürlich eher.
Es ist ja wohl so, dass ältere Patienten langsamer abnehmen.
Kann es auch passieren, dass jemand trotz Schlauchmagen und Einhalten der Pläne nicht abnimmt?
Bei älteren Patienten ist die Gewichtsreduktion vermutlich aufgrund der eingeschränkten körperlichen Aktivitäten verlangsamt. Natürlich kann es im Einzelfall auch so sein, dass trotz Einhalten der Ernährungspläne die Gewichtsreduktion unbefriedigend ist. Hier wird es dann in der Tat schwierig. In der Regel muss einfach die körperliche Aktivität gesteigert werden.
Was tun bei Verstopfung, welche Mittelchen werden empfohlen, wie kann man eventuell diese Probleme vermeiden?
Hier verweise ich auf unsere Ernährungsberatung. Grundsätzlich gelten hier die gleichen Empfehlungen wie bei nicht am Magen operierten. Ausreichend Flüssigkeit zuführen, ballaststoffreiche Kost, ggf. „Mittelchen“.
Ist man ein Versager, wenn man nach einer Magen-OP lediglich 70 % des Übergewichtes abgenommen und nicht sein Normalgewicht erreicht hat?
Ganz im Gegenteil, es kann als großer Erfolg angesehen werden, wenn im Durchschnitt 70 % des Übergewichtes verloren gehen. Keine andere Methode ist in der Lage, das Übergewicht derartig erfolgreich zu behandeln.
Sollte man bei einem Body-Mass-Index über 35 mit Folgeerkrankungen eventuell einen Zweiteingriff angehen?
Grundsätzlich kann man das diskutieren. Dies muss mit dem Patienten im Einzelfall abgesprochen werden. Auch hier gilt die Ausgangslage. Wenn z. B. bei einem Body-Mass-Index von über 60 operiert wurde und die anschließende Gewichtsreduktion zu einem Body-Mass-Index von 35 geführt hat, ist das natürlich schon ein sehr gutes Ergebnis. Besteht z. B. immer noch ein Diabetes mellitus, kann man über einen Folgeeingriff nachdenken.
Was wäre, wenn ich einmal Magenkrebs bekäme - könnte dann überhaupt noch ein Teil des Magens entfernt werden?
Bei Magenkrebs muss der Magen in der Regel komplett entfernt werden. Dies ist natürlich nach einer Schlauchmagen-Operation möglich.
Besteht ein erhöhtes Risiko, an Magenkrebs zu erkranken?
Nach einer Schlauchmagen-Operation definitiv nicht.
Wie sind die verschiedenen OP-Techniken entstanden und werden diese auch in anderen Bereichen verwendet (z. B. beim Magenkrebs)?
Bei Magenkrebs wird der Magen in der Regel nicht verschmälert, sondern vollständig oder fast vollständig entfernt. Bei anderen Tumoren (GIST-Tumor) kann man in der Tat, ähnlich wie bei einem Schlauchmagen vorgehen. Eine Längsresektion kann dabei ausreichend sein. Wir haben hier bereits mehrere Fälle in dieser Art behandelt.
Die verschiedenen adipositas-chirurgischen Techniken haben sich über Jahrzehnte entwickelt und sind derzeit letztlich auch noch nicht abgeschlossen.
Der Schlauchmagen wird allerdings immer einen erheblichen Stellenwert haben und ich glaube in der Tat, dass damit 80 - 90% der Patienten ausreichend, bei guter Lebensqualität, behandelt werden können.
Wie muss der Lebensstil nach der Operation aussehen?
So wie im multimodalen Therapiekonzept empfohlen, mit möglichst viel Bewegung, gesunder und bewusster Ernährung unter entsprechender Berücksichtigung der Portionen. Ggf. sind ebenfalls verhaltenstherapeutische Maßnahmen zu empfehlen. Dabei müssen die Psychosomatiker zu einer Aussage kommen.
Wenn ich einen Reflux als Übergewichtige(er) habe, würde ich mit einem Sleeve oder mit einem Magen-Bypass zurechtkommen?
Oder sind beide Operationen für mich nicht geeignet?
Eine absolut sichere Aussage lässt sich dazu im Vorfeld nicht machen. Es hängt auch vom Body-Mass-Index ab, ob z. B. bei der Schlauchmagen-Operation gleichzeitig eine Zwerchfell-Lücke geschlossen werden kann. Ich hatte oben bereits angemerkt, dass wir die Schlauchmagen-Operation so vornehmen, dass auch gleichzeitig ein gewisser Reflux-Schutz angelegt wird. Bei extremen Reflux-Problemen ist vielleicht doch eher eine Bypass-Operation zu empfehlen.
Ich habe eine Frage zur Medikation bei Colitis ulcerosa und Morbus Bechterew. Ich würde gerne wissen, wie es mit den Medikamenten vor und nach der Operation aussieht und vor allem wie es mit Remicade (Infusion) läuft?
Mir wurde in der Rheuma-Klinik mal gesagt, dass ich Remicade ein oder zwei Mal ausfallen lassen sollte!
Der Empfehlung der Rheuma-Klinik kann ich mich da nur anschließen.
Was mache ich z. B. nach dem Sport, wenn ich richtig Durst habe, ich aber nicht viel trinken kann? Löschen auch kleine „Schlucke“ meinen ”Brand”?
Sie haben die Antwort selbst schon gegeben. Sie müssen eben mit kleineren Portionen in kurzer Folge Ihre Flüssigkeit zuführen.
Verändert sich der Geschmackssinn nach der Operation?
Hier muss man wirklich die Operierten in der Selbsthilfegruppe befragen. Ich höre dies immer wieder, aber eine wissenschaftliche Begründung kann ich dazu nicht abliefern.
Wir beobachten zwar vielfach, dass bestimmte Vorlieben (Schokolade, Süßes, Rauchen) nach der Operation verschwunden sind. Hier lässt sich allerdings keine verbindliche Aussage treffen.
Kann man später wieder alle Untersuchungen machen, wie z. B. MRT (wegen der Klammern im Körper) oder Szintigraphie?
Alle genannten Untersuchungen sind völlig problemlos durchführbar. Die Klammern bestehen ja aus Titan, welches nicht magnetisch ist und daher bei einer MRT-Untersuchung nicht berücksichtigt werden muss.
Ab wann kann ich wieder schwerer körperlicher Arbeit nachgehen, z. B. Stall ausmisten, schwere Patienten durch die Gegend tragen usw.?
Nach etwa zwei Wochen können Sie davon ausgehen, dass jede Belastung möglich ist.
Ab wann kann ich wieder größeren Zugbelastungen Stand halten, z. B. bei tobenden Pferden an der Hand (abruptes, plötzliches Ziehen usw.)?
Antwort wie oben: Nach etwa zwei Wochen.
Wieviel Stress kann ich mir am Anfang nach der Operation erlauben?
Na ja, Sie sollten sich schon einige Tage Ruhe gönnen. Ansonsten ist Stress-Resistenz natürlich individuell und von der Operation unabhängig.
Wie lange darf ich die Magenschutztabletten einnehmen?
Wenn Sie vor der Operation keinerlei Beschwerden hatten (Reflux), werden sie die Magenschutztabletten nur einige Tage (7 - 14 Tage) nach der Operation benötigen.
Was kann ich gegen Sodbrennen tun?
Hier sind zunächst einmal Säureblocker angezeigt. Bei anhaltendem Sodbrennen müsste man wirklich überprüfen, ob ein echter Reflux vorliegt. Ggf. muss nach erfolgter Gewichtsreduktion noch eine Antireflux-Plastik angelegt werden.
In einigen wenigen Fällen empfiehlt sich die Umwandlung zum Magenbypass.
Wie sieht es mit Fruchtsäure nach der OP aus? Säfte? Früchtetee?
Grundsätzlich ist alles möglich. Dem Magen schadet es sicher nicht. Bei Unverträglichkeit bitte einfach vermeiden.
Ab wann kann ich wieder scharf essen?
In den ersten vier Wochen bitte ich doch darum, auf stark Gewürztes zu verzichten. Bitte halten Sie sich an die Empfehlungen der Ernährungsberatung.
Warum keine Kohlensäure mehr und was, wenn doch?
Es geht darum, dass Kohlensäure im Magen ausgast und damit das Volumen der zugeführten Flüssigkeit enorm erhöht, so dass sich der Magen dehnt. Es entsteht damit derselbe Effekt wie bei der Aufnahme zu großer Nahrungsmengen. Die Dehnung wird auf Dauer zu einer Vergrößerung des Schlauchmagenvolumens führen. Damit wird der Effekt der Operation deutlich nachlassen.
Wann kann ich wieder baden/schwimmen, in die Sauna gehen (Aufweichen der Narben?), Sex haben, etc.?
Nach Abschluss der Wundheilung (etwa nach 14 Tagen) können Sie alles wieder praktizieren, es sei denn, es hat sich eine kleine Wundheilungsstörung eingestellt. Bei geschlossener Haut ist nach 14 Tagen alles wieder möglich.
Zunehmen trotz Schlauchmagen, ist das möglich und wenn ja, warum?
Der Schlauchmagen zielt ja allein oder ganz maßgeblich darauf ab, dass das Volumen der Nahrung reduziert wird. Die Operation hilft dem Patienten durch ein schnelles Sättigungsgefühl, welches in der Regel auch lange genug anhält. Natürlich können hochkalorische Flüssigkeiten relativ rasch den Magen verlassen. So können über den Tag wirklich viele Kalorien zugeführt werden, dann ist letztlich auch jede andere Methode (Bypass, Band) nicht mehr geeignet, zu einer dauerhaften Gewichtsreduktion zu führen.
Wie ist das beim Schlauchmagen, welche Zugangswege zu anderen Organen bleiben erhalten?
Das Volumen des Restmagens liegt bei etwa 100 ml, später vermutlich im Verlauf bei 200 ml. Eine Spiegelung ist beim Schlauchmagen völlig uneingeschränkt möglich im Gegensatz zum Bypass. Damit kann vor allen Dingen auch der Zwölffingerdarm eingesehen werden, so dass hier dann auch durch eine sog. „ERCP“ die Darstellung und auch Intervention am Gallengangssystem oder am Gang der Bauchspeicheldrüse erfolgen können.
Ist es sinnvoll, Magenspiegelungen nur noch bei den Ärzten durchführen zu lassen, die sich mit Adipositas-Chirurgie auskennen?
Wegen der Verletzungsgefahren, usw.?
Können die Gallenwege noch gespiegelt werden?
Im Prinzip kann natürlich jeder gute Endoskopiker eine Spiegelung nach Schlauchmagen-Operation durchführen. Ich denke, es sollte hier von der Fragestellung abhängig gemacht werden. Wenn es darum geht, den Schlauchmagen zu beurteilen (Größe, etc.) ist es vielleicht doch besser, dies am Zentrum zu planen.
Die Gallenwege können im Schlauchmagen gespiegelt werden im Gegensatz zur Bypass-Anlage.
Was ist mit den Medikamenten, die ich vor der OP eingenommen habe?
Muss ich nachher neu eingestellt werden?
Die Neueinstellung mit Medikamenten ergibt sich immer dann, wenn sich durch die Gewichtsreduktion Begleiterkrankungen, wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus, zurückentwickeln. Entsprechend muss hier eine geringere Medikamentendosis verabreicht werden. In vielen Fällen erübrigen sich die Medikamenten-Einnahmen komplett. Für andere Medikamente (z. B. Schilddrüsenhormone) ergibt sich praktisch keine Veränderung.
Warum frieren die meisten Patienten auch noch lange nach der OP?
Dieses Phänomen ist in der Tat zu beobachten. Es hat wohl etwas mit der starken Gewichtsreduktion zu tun. Bedenken Sie, dass ein Fettpolster eine wunderbare Isolation darstellt. Ich habe allerdings den Eindruck, dass im Langzeitverlauf dieses Phänomen (Frieren) irgendwann verschwindet.
Ab wann dürfte ich wieder unter die Sonnenbank oder mich in die Sonne legen?
Kann dort etwas mit dem Magen passieren?
Grundsätzlich dürfen Sie sich bereits wenige Tage nach der Operation wieder sonnen. Natürliches alles in Maßen, dies gilt allerdings auch für Nichtoperierte. Passieren kann am Magen definitiv nichts.
Nach Abschluss der Wundheilung (14 Tage) dürfen Sie sich wieder in der Sonne aalen.
Ab wann kann ich wieder laute Bass-Musik hören, die vibriert?
An dieser Stelle würde ich mir eher Gedanken um Ihr Innenohr machen, dem Magen wird nichts passieren.
Wie sieht es denn im Sommer aus, muss ich dann meine Flüssigkeitszufuhr erhöhen?
Ein vermehrter Flüssigkeitsbedarf im Sommer oder bei körperlicher Belastung entsteht unabhängig davon, ob eine Schlauchmagenoperation durchgeführt wurde oder nicht. Ein tatsächlicher Bedarf muss natürlich mit einer entsprechenden Flüssigkeitszufuhr beantwortet werden.
Wie bereite ich meine Kinder auf die Magen-OP vor?
Hängt sicher davon ab, wie alt Ihre Kinder sind. Man kann ihnen vernünftig erklären, dass Mutti eine Operation am Magen vornehmen lässt, damit sie sich besser und gesünder ernähren kann. Die Kinder werden daran Spaß finden und Sie dabei unterstützen.
Gibt es Medikamente oder ähnliches gegen Haarausfall, Nagelbruch und auch um Hautüberschüssen vorzubeugen?
Allenfalls können hier Vitamin- oder auch Mineral-Präparate verordnet werden. Hier ist die Ernährungsberatung gefragt. Gegen überhängende Haut lässt sich nicht wirklich etwas machen.
Muss ich auf MRSA vom Hausarzt getestet werden, bevor ich operiert werde?
Nach meinen letzten zwei Operationen habe ich mir im OP Rota-Viren und bei der letzten Operation MRSA eingefangen.
Zur Frage MRSA hier die Antwort: Wenn einmal bei Ihnen ein MRSA festgestellt wurde, gehören Sie in eine Risikogruppe, und es muss in jedem Fall vor der stationären Aufnahme eine MRSA-Testung erfolgen. Dies gilt natürlich nicht im Notfall.
Hinsichtlich der Rota-Viren bedarf es keinerlei Testung.