Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie Sulzbach

Leisten- und Bauchwandbrüche (Hernien)


LOGOHernie - x
Qualitätssiegel der Deutschen
Gesellschaft für Hernienchirurgie
Von einer Hernie oder einem Bauchdeckenbruch sprechen wir, wenn in der Bauchdecke ein Defekt vorliegt, durch den Gewebe des Bauchraumes die Bauchhöhle verlassen kann. Durch diesen Defekt drängen die inneren Organe nach außen. Die häufigsten Hernien sind Leisten-, Nabel-, Bauch- bzw. Narbenbrüche. Wir setzen moderne, spannungsfreie Operationsverfahren mit Hilfe der minimal-invasiven Chirurgie ein. Vorrangig verwenden wir titanisierte Kunststoffnetze. Die OP einer Hernie gehört heute zu den am häufigsten durchgeführten Operationen unserer Chirurgie.

Die meisten Hernien sind in der Leiste zu finden. Sie können aber auch am Nabel, im Bereich von Narben nach Operationen oder anderen Stellen der Bauchdecke auftreten. 
Die typischen Krankheitszeichen sind ein tast- oder sichtbares Bruchgeschwulst. Dieser Bruch kann im Laufe der Zeit größer werden und Organe einklemmen (z. B. Darmschlingen). Die einzig sinnvolle Behandlung einer Hernie ist die Operation mit Verschluss der Bruchlücke - also des Defektes in der Bauchdecke. Ein spontanes Abheilen ist nicht möglich. Das Tragen von Bruchbändern führt lediglich zu druckbedingten Hautveränderungen, schwächt die Bauchwand weiter und erhöht das Risiko des Einklemmens von Organen.

Qualitätssiegel für Hernien-Chirurgie Sulzbach

Die Knappschaft Kliniken Sulzbach sind (nach dem Standort Püttlingen) mit dem Qualitätssiegel der Deutschen Hernien-Gesellschaft (DHG) ausgezeichnet. Hernien sind Defekte der Bauchwand wie etwa Nabeloder Leistenbrüche. Die Urkunde der DHG wurde an Mohamed Abouzamel überreicht, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Minimal-invasiven Chirurgie der Knappschaft Kliniken Sulzbach. Abouzamel hat sich seit vielen Jahren auf Hernien spezialisiert. Durch Fortbildungen in Manchester, London und New York erlernte er ausgefeilte, minimalinvasive Techniken.
Ein Fall eines Patienten aus Kairo sorgte für Aufsehen, der in Sulzbach erfolgreich operiert wurde, nachdem ihn mehrere Kliniken auf der ganzen Welt als inoperabel abgelehnt hatten. Das standortübergreifende Chirurgische Zentrum der Knappschaft Kliniken Saar unter der Leitung von Chefarzt Dr. Jochen Schuld führt zahlreiche Bauch-Operationen laparoskopisch durch, von der Gallenblasen-OP bis zur Darmkrebs-Behandlung. Bei diesen sogenannten Schlüsselloch-OPs werden durch winzige Schnitte in der Bauchwand spezielle chirurgische Instrumente zusammen mit einer Mini-Kamera samt Beleuchtung in den Bauchraum eingeführt. Laparoskopische OPs sind für Patienten schonender als klassische, da sie ohne große Bauchschnitte auskommen. Außerdem hinterlassen sie nur winzige, kaum sichtbare Narben.
An den Knappschaft Kliniken Saar werden solche Techniken daher auch bei vielen Hernien-OPs eingesetzt.
Das Hernien-Zentrum in Püttlingen ist bereits seit 2014 von der DHG zertifiziert. Nun komplettiert das Qualitäts-Zertifikat für den Standort Sulzbach das Portfolio.

Schenkelhernie/Schenkelbruch

Diesen Defekt verschließen wir über einen Zugang ober- oder unterhalb des Leistenbandes. Es kommt häufig vor, dass parallel die Hinterwand mit künstlichem Material bzw. titanisierten Netzen verstärkt wird, da die klassischen Verfahren mit lediglich einer Naht eine hohe Rezidivrate (Wiederauftreten eines Bruches trotz OP) aufweisen. Die Netzeinlage erfolgt mit den endoskopischen Verfahren (TEP oder TAPP) oder offen über einen Hautschnitt. Ansonsten ist bei kleinen Brüchen auch die primäre Naht nach Shouldice erfolgreich.

Leistenbruch

Je nach Bruchtyp und Patient kommen die klassischen oder fortgeschrittenen OP-Verfahren zum Einsatz. Ziel aller OP-Verfahren ist die Rekonstruktion der Hinterwand des Leistenkanals, in der die Bruchlücke liegt.


Wir unterscheiden folgende Verfahren:
 
Offene Verfahren:

  • Klassisches OP- Verfahren nach Shouldice: Bei dem klassischen OP-Verfahren nach Shouldice verfolgen wir das Prinzip des Bruchlückenverschlusses mit körpereigenem Gewebe. Mit zwei fortlaufenden Nähten rekonstruieren wir mit insgesamt vier Nahtreihen die Hinterwand des Leistenkanales. Dieses Verfahren führen wir auch ambulant in örtlicher Betäubung durch.

  • Hernienreparation nach Lichtenstein: Bei der offenen Hernienreparation nach Lichtenstein bedecken und verschließen wir spannungsfrei die Bruchlücke mit verschiedenen Sorten von Kunststoffnetzen. Wir führen diese Operation ambulant durch.

 Minimalinvasive Verfahren:

  • TAPP (Transabdominelle präperitoneale Patch- Plastik): Bei diesem Verfahren wird mittels 3 kleinen Schnitten in der Bauchdecke über eine Bauchhöhlenspiegelung von innen ein Kunststoffnetz vor die Bruchlücke gelegt. Damit der Darm nicht mit dem Netz verklebt, wird das Bauchfell über dem Netz wieder verschlossen. Für bessere kosmetische Ergebnisse verschließen wir die Haut in nahtloser Technik. Die Operation dauert etwa 45 min. Die Entlassung erfolgt in der Regel am 1. Tag nach der Operation. Leichte alltägliche Arbeit kann ab sofort verrichtet werden. Eine größere Belastung ist ab der 2. Woche möglich.
  • TEP (Total extraperitoneale Hernioplastik): Hier wird über 3 kleine Hautschnitte unterhalb des Nabels die Bruchlücke komplett außerhalb des Bauchraums in den Schichten der Bauchdecke spannungsfrei mit einem 3D- Kunststoffnetz verschlossen. Zurück bleiben nur 3 kleine Hautschnitte unterhalb des Nabels. Die kosmetischen Ergebnisse und der weitere postoperative Verlauf entsprechen denen der TAPP. 
  • E-TEP (Extended totally extraperitoneal Hernioplastic): Dieses Verfahren entspricht der TEP, durch eine andere Lokalisierung der Zugänge wird jedoch eine bessere Sicht auf die Bruchlücke ermöglicht. Somit können in gleicher Sitzung auch weitere Bauchwandbrüche mitversorgt werden.

Erkrankungen der Bauchwand

Nabelbruch

Der Nabelbruch ist eine Vorwölbung des Bauchfells im Nabelbereich. Abhängig von der Größe der Bruchlücke werden verschiedene Verfahren zur Reparation angewandt. Bei größeren Brüchen ist die Einlage eines Kunststoffnetzes notwendig.

 Narbenbruch und andere Bauchwandbrüche

Damit wir bei einem Nabelbruch eine spannungsarme, d. h. auch schmerzarme Reparation erreichen, setzen wir auch hier ständig verfeinerte Kunststoffnetze ein. Alternativ können wir die Bruchlücke am Nabel mit einer Naht verschließen. Die Operation erfolgt meist ambulant. Die Netze werden durch verschiedene operative Techniken in unterschiedliche Schichten der Bauchdecke eingelegt.

 
Rektusdiastase
Die Rektusdiastase ist ein Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskulatur (des sogenannten six packs) und hat keinen Krankheitswert. Nach Schwangerschaften, zum Beispiel, bildet sich eine Rektusdiastase oft von selbst zurück. Bei Beschwerden, Schmerzen oder aus kosmetischen Gründen können wir die Diastase über minimalinvasive Verfahren beheben.

 Operationsverfahren
Offene Verfahren:

  •  Direkte Naht: Bei sehr kleinen Bruchlücken (< 1 cm) kann diese über eine direkte Naht verschlossen werden. Die OP erfolgt im ambulanten Rahmen.
  • Sublay Technik: Nach Loslösen des Bruchsacks platzieren wir das Netz zwischen Muskulatur und Bauchfell bzw. hinter der Bauchdecke und dem Bauchfell. Dadurch erreichen wir eine besonders schonende Versorgung der Patienten.
  • Mesh suture: In diesem eleganten Verfahren wird die Bruchlücke durch Kunststoffstreifen verschlossen und gleichzeitig verstärkt. Hierfür ist lediglich eine minimale Präparation erforderlich. Dies bedeutet für den Patienten weniger Schmerzen, schnellere Wundheilung und kürzere Operationsdauer.

 
Minimalinvasive Verfahren:

  • EMILOS Operation: (endoscopic mini or less open sublay): Große Bauchwandbrüche oder Rektusdiastasen werden über einen sehr kleinen Hautschnitt mithilfe von kleinen endoskopischen Instrumenten präpariert. Abschließend wird ein Kunststoffnetz in Sublay Technik zur Verstärkung eingelegt.
  • E-TEP (Extended total extraperitoneale Hernioplastik). Mit dieser Technik kann man Bauchwand- und Leistenbrüche in einer Operation über die gleichen kleinen Zugänge reparieren. (s. Leistenhernie)
  • IPOM (intraperitoneales onlay mesh). Über eine Bauchhöhlenspiegelung (Laparoskopie) wird über 3 kleine Einschnitte die Bruchlücke freigelegt und mit einem speziell beschichteten Kunststoffnetz bedeckt. Die Operation dauert ca. 45 min und wird im stationären Rahmen unter Vollnarkose durchgeführt und weist sehr gute kosmetische Ergebnisse auf.
  • IPOM + Dieses Verfahren entspricht der IPOM Technik, jedoch wird vor der Netzeinlage die Bruchlücke mittels einer Naht verschlossen.
  • Linea alba Rekunstruktion. Alternative Methode zur Rekonstruktion bei Rektusdiastase. 3 kleine Schnitte im Bereich des Schambeins reichen aus, um das Unterhautfettgewebe zu tunnelieren und die Bauchdeckenmuskulatur mit nicht auflösenden Nähten zu raffen. Zur Stabilisierung kann zusätzlich ein Netz eingelegt werden.

Große und komplizierte Bauchwandbrüche

Bei großen und komplizierten Bauchwandbrüchen besteht ein besonders großer Defekt der Bauchdecke, so dass diese nicht direkt verschlossen werden kann. Bei länger bestehenden großen Hernien kann der ausgelagerte Bruchinhalt, in der Regel Darm, somit das „Heimatrecht“ im Bauch verlieren und kann nicht mehr ohne Probleme zurückverlagert werden.
 
Behandlungstechniken:
  • Komponentenseparation: Hierbei werden eine oder mehrere Schichten der Bauchdecke mobilisiert und gegeneinander verschoben, so dass die Bruchlücke spannungsfrei überdeckt wird. Zur Stabilisierung kann ein Kunststoffnetz eingelegt werden. Aufgrund unserer Erfahrung können wir dieses aufwendige Verfahren mittels Bauchschnitt oder auch minimalinvasiv durchführen.
  • Botox-Injektion: Zunächst wird Botulinumtoxin A seitlich in die Muskulatur der Bauchdecke injiziert, so dass sich diese entspannt. Nach 2-3 Wochen kann über die so gewonnene Lockerung der Bauchdecke auch eine große Bruchlücke spannungsfrei verschlossen werden. Die Muskelentspannung hält 4-6 Monate an. 
  • Pneumoperitoneum: Zur Vergrößerung des Bauchraums bei sehr großen Brüchen wird 10-14 Tage vor der Operation regelmäßig eine geringe Menge Luft durch eine spezielle Nadel in den Bauchraum injiziert, so dass sich dieser schrittweise vergrößert. Somit kann genug Raum gewonnen werden, um in einer Operation den Bruchinhalt wieder nach innen zu verlagern.
  • Bauchdeckenersatz: Sollte die Stabilität der Bauchdecke nicht mehr für eine andere Rekonstruktion ausreichen, so muss die Bruchlücke mit einem speziellen Ersatzmaterial überdeckt werden.

Wir beraten Sie gerne!

Unsere spezielle Herniensprechstunde ist jeden Freitag von 08.00 bis 13.00 Uhr in unserer chirurgischen Ambulanz.


Terminvereinbarung unter 06897/574-1113.
Der Chirurg Mohamed Abouzamel (links) mit seinem Patienten Taha Elframawy
Der Chirurg Mohamed Abouzamel (links) mit seinem Patienten Taha Elframawy

Patient aus Kairo in Sulzbach gerettet - Artikel aus 2024

Püttlingen und Sulzbach (Saar), 21.02.2024. „Meine Familie hatte bereits ein Grab für mich bestellt“, erzählt Taha Elframawy. Doch er ist dem Sensenmann von der Schippe gesprungen. Der 47-jährige Ägypter kommt gerade zur Nachuntersuchung ins Kappschaftsklinikum Saar, wo er erfolgreich operiert wurde. Nach einem anderthalbjährigen Krankenhausaufenthalt in Kairo, darunter ein halbes Jahr im Koma, hatten ihn die Ärzte schon aufgegeben. Infolge einer Gallenblasen-OP waren bei dem Mann zahlreiche Komplikationen entstanden. Weitere OPs konnten die Lage nicht verbessern, im Gegenteil: Nachdem ein großes Stück Darm entfernt werden musste, kam es zu massiven
Verwachsungen und zu einem großen Bauchwand-Defekt von über 40 Zentimetern Breite mit Darmfistel (entzündlicher Gang zwischen Darm und Haut).. Solche Bauchwanddefekte nennt man Hernien, zu denen auch der weitverbreitete Leistenbruch gehört. Eine Hernie kann durchaus lebensbedrohliche Ausmaße annehmen, wie in diesem Fall. „Ich konnte nichts mehr essen, nicht mehr arbeiten und wog zeitweise nur noch 35 Kilo“, erzählt Elframawy. Er wendete sich an Kliniken in Ägypten, in England und den USA. Doch egal, wo er anfragte, niemand wollte ihn operieren. Das Risiko, die OP nicht zu überleben, sei zu groß, hieß es. Dann kommt Mohamed Abouzamel ins Spiel. Der Geschäftsführende Oberarzt der Chirurgie leitet die Sektion minimal-invasive Chirurgie am Knappschaftsklinikum Saar in Püttlingen und Sulzbach. Unter Chefarzt Dr. Jochen Schuld leitet er seit Jahren als Spezialist für sogenannte Schlüsselloch-Operationen ein zertifiziertes Hernienzentrum. Abouzamel stammt aus Kairo. Im Februar 2022 hält er sich in Ägypten auf und erfährt durch Bekannte von dem spektakulären Fall des Taha Elframawy. „Ich besorgte mir die Dokumentation des Falles und nahm Kontakt mit dem Patienten auf“ erzählt Mohamed Abouzamel. „Ich war überzeugt, dass er am KKSaar operiert werden kann“. Jedoch ist der Patient zu dem Zeitpunkt noch zu schwach für eine Reise ins Saarland. Im darauffolgenden Herbst aber stabilisiert sich sein Zustand. Er kommt nach Sulzbach. Die Operation dauert sechseinviertel Stunden. Abouzamel und sein Team lösen die Verwachsungen im Bauchraum, retten und rekonstruieren das verbliebene, lebenswichtige Stück Darm. Mit einer speziellen OP-Technik gelingt der Verschluss des riesigen Bauchwanddefekts. Das diese offiziell unmögliche OP ausgerechnet in Sulzbach klappt, ist kein Zufall: Mohamed Abouzamel hat sich seit Jahren unter anderem auf Hernien-Chirurgie spezialisiert. In Manchester, London und New York erlernte er ausgefeilte, minimal-invasive Techniken. „Wir können heute am KKSaar auch schwierige Fälle besonders schonend operieren“, erklärt der Chirurg. Und sein ägyptischer Patient? „Bereits fünf Tage nach der OP konnte ich das Krankenhaus
verlassen“, erzählt Taha Elframawy. Wenige Tage später konnte er wieder normal essen. Und heute, bei seinem Besuch in Sulzbach, sieht man ihm nichts mehr an. Abouzamel zeigt Vorhernachher-Bilder. Hier ein Horrorszenario (weshalb wir die Fotos nicht veröffentlichen), dort ein Waschbrettbauch. Taha Elframawy ist nicht nur wegen der Nachuntersuchung ins Saarland gekommen. Er möchte Mohamed Abouzamel nochmals persönlich sehen, seinen Arzt und Retter. „Ich bin ihm so dankbar“, sagt Elframawy. „Auch dem Team der Pflegestation möchte ich danken, die mich so gut und freundlich behandelt haben“. Seinen Sohn hat er mitgebracht, um ihm etwas
von Deutschland zu zeigen. Doch leider regnet es die ganze Zeit. Trotzdem strahlt Taha Elframawy, es kümmert ihn nicht. Er freut sich gemeinsam mit seinem Sohn über das neu gewonnene Leben. Für Abouzamel ist es eine Bestätigung, dass sich die umfassende Weiterbildung und Spezialisierung ausgezahlt hat. „Hernien-Operationen werden vom Laien oft unterschätzt“, erklärt der Chirurg. „Doch es gibt heute hoch entwickelte Techniken, die zu stabileren Ergebnissen führen.“ Außerdem sei man hier auf minimal-invasive, laparoskopische Verfahren spezialisiert. Solche „Schlüsselloch-OPs“ sind für Patienten mit verschiedensten Krankheitsbildern besonders schonend und hinterlassen kaum sichtbare Narben. 

Dr. Jochen Schuld
Dr. Jochen Schuld

Sekretariat:
Tel.: 06897 / 574-1109
Fax: 06897 / 574-2110

Ambulanz für knappschafts- und privat versicherte Patienten
Tel.: 06897 / 574-1113

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