Wenn der Algorithmus den Hilfebedarf vorhersagt
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Etwa 13 Prozent aller eigentlich schon aus dem Krankenhaus entlassenen Patienten müssen binnen 30 Tagen erneut aufgenommen werden. Eine Zahl, die mit einem strukturierten Entlassmanagement deutlich gesenkt werden kann. Deshalb haben sich die Knappschaft Kliniken und die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See gemeinsam mit weiteren Partnern auf den Weg gemacht, um im Forschungsprojekt USER die entscheidenden Faktoren herauszuarbeiten, die es braucht, um ein individuelles Hilfesystem aufzubauen. Die Projektpartner ziehen zwei wichtige Zwischenfazite: die Profis in der Klinik treffen bereits sehr gute Entscheidungen, es hilft ihnen aber, wenn die Technik sie verifiziert. Und: Kliniker und Nachsorger wollen den Austausch und Zusammenarbeit stärken. 

Die „Umsetzung eines strukturierten Entlassmanagements mit Routinedaten“ – dafür steht USER. Das Projekt startete am 1. April 2019 und ist für 40 Monate mit insgesamt etwa 3,5 Millionen Euro vom Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert. Die Routinedaten sind unter anderem Diagnosen, Merkmale der Pflegebedürftigkeit, der Zugang zu Heil-, Hilfs- und Arzneimitteln, die Anzahl der Krankenhausaufenthalte oder der Operationen. Mittels eines Scores und den zugehörigen Farben grün, gelb und rot prognostizieren sie automatisch die Wahrscheinlichkeit für erhöhten Hilfebedarf nach der Entlassung. 

„Mit diesem Prognosemodell entsteht ein echter Mehrwert und ein Plus an Sicherheit für unsere Patientinnen und Patienten“, betont Andreas Schlüter, Hauptgeschäftsführer der Knappschaft Kliniken GmbH. Etwa jeder fünfte Patient verfügt über einen komplexen und damit hohen Versorgungsbedarf, der es nötig macht, Maßnahmen für die nachstationäre Behandlung mit allen Nachsorgern abzustimmen. Hierbei kommt dem Krankenhaus eine Schlüsselrolle zu. 

Multiprofessionelle Teams aus Ärzten, Pflegekräften, Sozialdienst, Casemanagern und Entlassmanagern geben auch im USER-Projekt weiter nach einer ausführlichen Anamnese eine initiale Einschätzung ab, bekommen aber Unterstützung. „Das Prognosemodell ist sehr hilfreich“, sagt Melanie Nathrath, Pflegekraft und EDV-Anwenderbetreuerin im Knappschaftskrankenhaus Bottrop. „Im Falle eines roten Scores schauen wir genauer: Ist eine Pflegegraderhöhung notwendig? Sind bereits Hilfsmittel verordnet? Reichen diese aus?“ Die Vorhersagen sind dabei sehr präzise, betont Melanie Nathrath: „Der Score ist ein sehr akkurates Lenkinstrument und trifft in der Regel zu.“ 

Im Rahmen eines Workshops mit Nachsorgern aus Hausarztpraxen, Reha- und Pflegeeinrichtungen wurden die Erkenntnisse von USER jetzt vertieft und diskutiert. 

Konsortialpartner im Projekt unter dem Förderkennzeichen 01NVF18010 sind der BKK-Dachverband, das Deutsche Krankenhausinstitut, BITMARCK sowie die Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Heidelberg. Die wissenschaftliche Leitung liegt beim aQua-Institut. 

Die Knappschaft Kliniken GmbH steuert die sieben Krankenhausverbünde, an denen die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (DRV KBS) zu mindestens 50 Prozent beteiligt ist. Im Verbund aller Knappschaftskliniken werden jährlich fast 680.000 Patientinnen und Patienten versorgt. Dadurch entsteht ein Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Euro. 

Als Tochtergesellschaft der DRV KBS ist die Knappschaft Kliniken GmbH Teil eines einzigartigen Verbundsystems. Zu diesem gehören neben der Minijob-Zentrale auch die Rentenversicherung, die Renten-Zusatzversicherung, die Kranken- und Pflegeversicherung KNAPPSCHAFT, ein eigenes medizinisches Kompetenznetz und die Seemannskasse.

Christopher Wittmers

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